Warum kommen 72% der Raucher aus einkommensschwachen Gemeinden?

Fast 3 von 4 Rauchern kommen aus einkommensschwachen Gemeinden. Diese Statistik ist keine Zufall, sondern zeigt eine Strategie der Tabakindustrie: Sie zieht auf die einkommensschwächere, weniger gebildete Verbraucher ab.

Dabei hat die Tabakindustrie Diskrepanzen bei der Raucherquote geschaffen, die es zuvor nicht gab. In der Tat war die Raucherquote unter denen mit mehr Ausbildungsjahren 1940 höher, bevor die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens bekannt wurden und die Industrie auf einkommensschwache Personen abzielte.

Zu verschiedenen Zeitpunkten in den vergangenen 60 Jahren haben Tabakunternehmen Kindern in Wohnprojekten kostenlose Zigaretten ausgehändigt, Tabakcoupons mit Essensmarken ausgegeben. Auch die Verleihung von Finanzprodukten wie Prepaid-Debitkarten wurde untersucht. Heute tragen mehrere wichtige Praktiken der Tabakindustrie zu höheren Raucherraten in Gemeinden mit niedrigem Grundeinkommen bei.

Tabakindustrie: Mehr Einzelhändler und mehr Werbung

Es gibt schätzungsweise 375.000 Tabakhändler in den USA – etwa 27 Mal mehr als McDonald’s und 28 Mal mehr als Starbucks. Diese befinden sich überproportional in Gemeinden mit niedrigem Einkommen. In einkommensschwachen Vierteln sind Tabakhändler auch häufiger in der Nähe von Schulen als in anderen Stadtteilen.

Eine größere Anzahl von Tabakhändlern bedeutet, dass die Mitglieder der Gemeinschaft stärker dem Tabakmarketing ausgesetzt sind. Das Marketing in Einzelhandelsumgebungen, einschließlich Instore-Werbung, Rabatten und Produktdisplays hinter den Kassen, ist der Hauptvertriebskanal der Tabakindustrie. Er ist  für die überwältigende Mehrheit des Marketingbudgets verantwortlich. Das Einzelhandelsmarketing machte im Jahr 2015 95 Prozent der Marketingausgaben der Tabakindustrie in Höhe von mehr als 8 Milliarden US-Dollar aus.

Einzelhandelsmarketing ist mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit verbunden, dass junge Menschen anfangen zu rauchen. Es verringert soger den Erfolg von Menschen, die versuchen aufzuhören. Etwa ein Drittel der Jugendlichen-Experimente mit dem Rauchen kann direkt der Tabakwerbung und Werbeaktivitäten in Einzelhandelsumgebungen zugeschrieben werden.

Rabatte und niedrige Preise

Die Erhöhung der Zigarettenkosten ist eine der effektivsten Methoden, um Menschen vom Rauchen abzuhalten. Aus diesem Grund investiert die Industrie massiv Ressourcen, um die Zigarettenpreise niedrig zu halten. Damit stellt sie sicher, dass die Zielgruppe der Menschen mit niedrigem Einkommen sich weiterhin Tabakprodukte leisten kann.

Im Jahr 2015 gab die Tabakindustrie in den Vereinigten Staaten mehr als 80 Prozent ihres Marketingbudgets oder 7 Milliarden Dollar für Rabattpraktiken oder die Senkung der Zigarettenkosten aus. Sie gibt auch Millionen aus, um Zigarettensteuererhöhungen zu bekämpfen. Zum Beispiel hat Big Tobacco 2016 mehr als 71 Millionen US-Dollar gesammelt, um eine Kampagne zu finanzieren, die Kaliforniens Wahlkampfinitiative besiegte, um die Kosten für Zigarettenpackungen um 2 Dollar auf einen durchschnittlichen Packpreis von 5,53 Dollar zu erhöhen.

Steigende Sucht in den letzten 50 Jahren

Der Bericht von Surgeon General’s aus dem Jahr 2014 ergab, dass die Zigaretten heute ein noch größeres Risiko für Tod und Krankheit – insbesondere Lungenkrebs – darstellen als die Zigaretten, die verkauft wurden, als 1964 der erste Bericht über Rauchen herausgegeben wurde. Warum? In den letzten 50 Jahren hat die Tabakindustrie gentechnisch veränderte Zigaretten entwickelt, um die doppelte Menge an Nikotin zu haben und noch suchterzeugender zu sein.

Menschen in einkommensschwachen Gemeinden mit einem noch suchterzeugenderen Produkt zu erreichen, stellt sicher, dass sie es weiterhin kaufen werden. Die Auswirkungen der Disparität der Raucherquote haben weitreichende Folgen.